Vermarktung von Ärztenetzen – ein Modell

Das deutsche Gesundheitswesen: Ein riesiger € 150 Mrd.-Markt mit beträchtlichem Wachstumspotenzial. Im Jahr 2007 hat die Politik die starren Rahmenbedingungen gelockert und dem stagnierenden Gesundheitswesen eine Medizin namens „Wettbewerb“ auf das Rezept geschrieben.

Niedergelassene Ärzte sollten bestehende informelle Zusammenarbeit stabilisieren und die eigene Praxis in ein solides Netzwerk mit Kollegen einbinden – selbstverständlich ohne dabei die freiberufliche Eigenständigkeit zu gefährden, die die Tätigkeit des niedergelassenen Arztes kennzeichnet.

Nachfolgend wird ein mehrfach erfolgreich realisiertes Modell beschrieben, welches Vorbild sein kann für regionale Ärzte-Konzepte. Ausgangspunkt für alle Aktivitäten ist zunächst die Definition einer langfristigen strategischen Linie. Zielsetzung der meisten Ärztegruppen ist es, dem von der KBV bereits für 2010 prognostizierten Ausbluten des KV-Systems um 45% (entsprechend einem Abfluss von rund € 10 Mrd. pro Jahr) durch den Abschluss von Direktverträgen mit Krankenkassen nach §§ 73 b oder c entgegen zu treten.

Der Festlegung dieses strategischen Zieles folgt die Erkenntnis, dass die Zielerreichung am besten in einer möglichst starken Arztgruppe und nur mit realistischen Zwischenetappen zu erreichen ist. Die Erarbeitung von verhandlungsreifen Konzepten ist aufwändig und erfordert Zuarbeit von Experten. Diese wiederum kosten Geld.

Einen Ausweg bietet die Nutzung medizinnaher gewerblicher Geldquellen, die in einer dafür zu gründenden Management-Gesellschaft in der Rechtsform der GmbH oder Genossenschaft aktiviert werden. Die so kapitalisierte Management-Gesellschaft sollte stets im Eigentum und unter Kontrolle der regionalen Ärzteschaft stehen. Ihre Ziele können sein

  1. Sicherstellung der Startfinanzierung
  2. Vorbereitung und Abschluss von Kassen-Verträgen
  3. Aufdeckung aller ökonomischen Potenziale im Netz und deren Nutzung
  4. Verhandlung von Gruppenverträgen und Rabatten
  5. Absicherung und politische Vertretung der Ärzteschaft
  6. Organisation medizinischer Nebenleistungen nach ärztlichen Kriterien

Das zweite Standbein neben der beschriebenen gewerblichen Management-Gesellschaft ist im Rahmen des vorgestellten Modelles die von einigen bereits totgesagte Teilgemeinschaftspraxis. Um den Nutzen dieser rein freiberuflichen Struktur zu erkennen, müssen freilich zwei überholte Vorstellungen über Bord geworfen werden.

Zum einen ist eine häufig anzutreffende berufsrechtlich bedenkliche Gewinnverteilung zugunsten eines Zuweisers zu meiden. Denn (und dies ist das zweite Missverständnis) der Nutzen einer Teilgemeinschaftspraxis liegt keineswegs in kurzfristigen und überschaubaren Zusatz-Honoraren, sondern vielmehr in der wirksamen Außendarstellung der ärztlichen Qualität sowie der Etablierung und Einübung einer verbindlichen Kooperations-Struktur mit freiberuflichem Charakter.

Diese Struktur dient später als Sprungbrett und Basis für die Verhandlung und Organisation von Kassenverträgen. Bewährte medizinische Konzepte für interdisziplinäre Teilgemeinschaftspraxen bestehen bspw. im Präventionsbereich (sowohl GKV als auch GOÄ).

Tipp: Vom 27. – 31. Oktober 2008 führt Frielingsdorf Consult in Zusammenarbeit mit der IHK zu Köln den neuen Ausbildungsgang zum Netz-Manager im Gesundheitswesen (IHK) durch. Informationen und Anmeldung unter www.frielingsdorf.de oder bei Frau König unter der Telefonnummer 0221 – 139 836-63 oder per E-Mail an koenig@frielingsdorf.de.


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